Das Millenium MPS 750X ist die stark verbesserte Version des arg gescholtenen MPS 750. Ein Teil aus Zeiten wo Millenium noch für Billigschrott und Fremdschäm-Hardware stand. Die Zeiten haben sich geändert. Die Qualität der einzelnen Bauteile hat stark zugenommen. Bei dem Kampfpreis von 549,- Euro sollte aber wenigstens das Bassdrum-Pad gerade stehen und das Soundmodul nicht alle Nase lang abstürzen.
Das MPS 750X beseitigt viele Fehler und es hat Bluetooth. Spätestens seit den Ausführungen von Sheldon Cooper, wissen wir wie wichtig Bluetooth an jedem Gerät ist. Alles ist besser mit Bluetooth. Im Fall des MPS-750X heißt das, ich kann die Songs auf meinem Handy kabellos in das Drummodul einspeisen. Sehr Praktisch, unglaublich praktisch wie sich im laufenden Betrieb herausstellt.
Um eins vorweg zu nehmen, ich würde mit dem Teil nicht Live auftreten, es ist kein Set um in einer Band zu musizieren, dafür sind die Sounds immer noch zu künstlich und die Dynamikrange viel zu klein. Die Snare ist weit davon entfernt, also meilenweit, einer echten Snare das Wasser zu reichen. Ich nutze das MPS 850 schon sehr lange im Übungsraum und auch für den Schlagzeug Unterricht in späteren Abendstunden. Gleich zwei davon standen im Übungsraum eins wurde gegen das Fame DD-One ausgetauscht, da es größere Pads hat und das Soundmodul eine Coach Funktion bietet, und es hat einen dedizierten Click Poti. Für das üben wesentlich angenehmer. Das andere gegen ein MPS 750X, weil es eben Bluetooth integriert hat.
Ausstattung
Soundmodul
- 550 Voices
- 30 Preset Kits
- 20 User Kits
- 100 Songs
- 2 User Songs
- Quick Record
- Metronom
- Equalizer pro Kit
- Pitch
- Reverb
- Kompressor
- 6 Fader zur Lautstärkeregulierung einzelner Pads, sowie Metronom and Songs
- 2x 6,3 mm Klinken Main-Outputs
- 1x 6,3 mm Stereo-Klinken Kopfhörerausgang
- 1x 3,5 mm Stereo-Klinken Line-Eingang
- 2x 6,3 mm Stereo-Klinke Trigger Eingänge (bereits belegt durch zweites Crash und viertes Tom Pad)
- USB MIDI
- USB Memory
- MIDI In & Out
- WAV-Sample Import
Set Konfiguration:
- 1x 10″ Zwei-Zonen Mesh Head Snare Pad
- 2x 08″ Zwei-Zonen Mesh Head Tom Pad
- 2x 10″ Zwei-Zonen Mesh Head Tom Pad
- 1x 08″ Mesh Head Bass Drum Pad
- 2x 12″ Zwei-Zonen Crash Becken Pads mit Abstoppfunktion
- 1x 12″ Drei-Zonen Ride Becken Pad mit Abstoppfunktion
- 1x 12″ Hi-Hat Pad mit Controller auf Stativ
Enthaltene Hardware:
- Drumrack
- benötigte Grundfläche: ca 140 x 80 cm
- Hi-Hat Maschine
- Fußmaschine
- Netzteil
- Verkabelung
- 1 Paar Sticks
Der Aufbau
Als erfahrener „Günstig“ E-Drum Aufbauer hatte ich keinerlei Probleme. Es ist auch tatsächlich so das die Klammern etwas überarbeitet wurden im Gegesatz zum Millenium MPS 850 sind die Flügelmuttern geschmeidiger in der Hand und lassen sich dosierter anziehen. Die Pads werden nicht mehr mit den klassischen L-Adaptern befestigt und die Ränder der Muffen und Klammern sind jetzt verstärkt. Das macht viel Sinn ist aber noch weit von Roadtauglich entfernt.
Das Rack
Das Rack besteht aus schwarz eloxierten Aluminium Rohren. Die Rohre an sich sind vollkommen in Ordnung, durch das Aluminium wird das gesamte Rack sehr leicht, was etwas störend sein kann, bzw. zum verschieben oder auch verrutschen neigt. Der größte Kritikpunkt sind halt die Klammern. Immer noch. Man sollte etwas vorsichtiger zu Werke gehen, der schlau Spruch „Nach fest kommt ab“ greift auch hier und sollte definitiv beherzigt werden. Gerade so fest das es nicht von alleine runterwandert, aber lose genug damit einem die Plastikteile nicht um die Ohren fliegen, wie oben erwähnt sind die Klammern überarbeitet worden, viel Vertrauen habe ich da dennoch nicht drin. Am Rack wurde halt gespart, bei dem Preis muss man irgendwo sparen. Wer beabsichtigt das ganze öfter auf und ab zu bauen, der sollte lieber nochmal einiges an Kohle draufpacken und ein gescheites Rack dazu kaufen. Also einmal aufbauen und dann bleibt es da erstmal wo es ist.
Der Aufbau ist aber recht leicht und auch von ungeübten und handwerklich unbegabten Menschen gut zu schaffen, die Anleitung ist eher weniger hilfreich, mich hat sie eher verwirrt.
Pads und Beckentrigger
Hier wurde nicht gespart, die Pads des MPS 750X sind gut bis sehr gut verarbeitet, die Mesh Heads scheinen sich im Laufe der Zeit auch verändert zu haben, sie kommen mir mittlerweile etwas robuster vor, ich habe jedenfalls noch keine großen Verschleißerscheinungen bemerkt, und das Set ist mittlerweile seit gut zwei Jahren täglich in Gebrauch. Passt also. Der Vorgänger das MPS 750 war noch mit einer Gummipad Bassdrum ausgestattet, diese ist bei der X-Variante nun auch mit einem Mesh Fell bestückt. Ich kenne das nicht anders, daher kann ich dazu wenig sagen. Die Bassdrum ist generell das an einem E-Drum was mit am wenigsten Kopfschmerzen bereitet. Jazzer sehen das natürlich komplett anders. Snare und Tompads sind mit zwei Spielzonen versehen und reagieren Anschlagsdynamisch.
Sowohl Tom- als auch das Snarepad können am Fell und am Rand verschiedene Sounds belegen. In den Preset Kits sind dort dann z.B. Conga Sounds auf den Rändern. Der Rand vom Snarepad kann je nach Anschlagsstärke zwei verschiedene Sounds ansteuern, so ist es möglich sowohl einen Rimclick als auch einen Rimshot auszuführen. Das ist sehr praktisch und zudem noch frei konfigurierbar.
Die Beckenpads unterscheiden zwischen Rand- und Oberflächen Anschlag, natürlich auch anschlagsdynamisch. Das Ridepad verhält sich ähnlich, hat aber zusätzlich noch die Kuppe als Spielzone.
Bilder zum Millenium MPS 750X
Das Soundmodul
Das Herzstück des ganzen. Also ganz ehrlich die Bedienung des Soundmoduls vom MPS 850 macht mehr Laune, es ist recht fummelig alles und ich spiele hier auch nicht so gerne an den Sounds rum. Das Display ist viel zu klein und es macht nicht wirklich Spaß damit zu arbeiten. Erstmal den Klick zu finden ist schon nicht so intuitiv. Die Fader sind nicht so „wertig“ wie die vom Flaggschiff und im allgemeinen ist nach der anfänglichen Begeisterung irgendwann die Luft raus sich näher mit dem Teil zu beschäftigen.
Wie ich es drehe und wende, die Millenium Serie krankt etwas an Ihrer eigenen Zielgruppe. Einsteiger und Übende in den eigenen kleinen wir Mietshauswänden. Es gibt aber keine Übungsmodi, eine vernünftige Metronomfunktion mit Übungsmodi wie accelerando oder Pausen für das Timing wäre mir lieber als 55 Mitspielsongs die ich sowieso nie mitspiele. Bluetooth in allen Ehren, aber das Ding tausche ich auch noch aus. Es reicht irgendwie hin und man kann sich mit allem irgendwie behelfen, aber ein Schlagzeug für Einsteiger sollte den Click separat schnell ohne Menüfummelei regeln können und ohne irgendwelche Einschränkungen. Außerdem sollten Übemodi von Werk aus dabei sein. Das sind Funktionen die ich täglich brauche wenn ich das Instrument lernen will. Wenn ich mal ganz ehrlich bin dann ist mein Line6 Gitarrenverstärker in der Hinsicht wesentlich besser ausgestattet.
Die Klänge unterscheiden sich vom MPS 850 nicht wirklich, so ist meine Empfindung, auf Dauer und mit fortschreitenden Fähigkeiten nervt es das die Snare immer gleich klingt bei verschiedenen Anschlagsstärken. Sie wird halt nur leiser oder lauter, der Klang ist der gleiche. Das fällt auch den „Kleinen“ irgendwann auf. Viele der 697 Sounds wird man in der Praxis eh nicht einsetzen und sind nur als Spielerei zu sehen. So auch gleich das erste Set. Studio schimpft es sich und es ist auch das erste was man gleich weg skippen sollte. Das Set hat den Charme der ersten 80er Jahre E-Drums und klingt so klinisch das es einem schon den Spaß verdirbt wenn man die Snare nur anspielt. Ich habe für mich das Bluebay Kit entdeckt und bin damit sehr zufrieden, die Snare habe ich etwas modifiziert, die klang mit zu grell mit zu wenig Tiefgang. Auch das Jazzkit ist sehr angenehm zu spielen. Diese ganzen Elektronik Sounds sind eher nix für mich.
Also ja, es ist möglich das Soundmodul auf seine Bedürfnisse anzupassen, die teils sehr brauchbaren Klänge lassen sich so auch noch optimieren, aber es ist kein Spaß. Wenn man vom Soundmodul des MPS 850 kommt dann ist es schon extrem umständlich. Leute die nix anders kennen werden das sicher anders einschätzen, aber glaubt mir, das geht wesentlich komfortabler. Richtig lustig wird das ganze erst wenn man bedenkt dass das Soundmodul vom MPS 850 einzeln gekauft genau das gleiche kostet. Beide sind schon für 198 Euro zu haben.
Fazit
In 5 Worten zusammengefasst „Ich würde es nicht kaufen“ wenn ich es nicht schon getan hätte. Bluetooth hat mich getriggert und ich bin drauf reingefallen. Derzeit baue ich mein Übungssetup sowieso komplett um, beide E-Schlagzeuge werden dann über ein Mischpult laufen, so das ich den Schüler auch mal lauter oder leiser regeln kann und dann kommt ein gescheiter Bluetooth Empfänger dazu und dann hat sich das ein für alle mal. Dann noch ein zweites Fame DD One oder vielleicht ja sogar was von Roland, aber Millenium passt für mein Setup hier leider nicht so gut.
Nicht falsch verstehen, es ist absolut super was man für den Preis bekommt. Meine Schüler stehen auch voll auf dieses Set, die Eltern sowieso weil der Preis halt unschlagbar ist. Man bekommt auch eine Menge geboten für das Geld. Die Sounds sind absolut ausreichend und es macht generell auch Spaß, aber ich rate allen dann immer lieber zum MPS 850 oder halt DD One Pro XT.
Wer eh schon ein gutes Metronom für das Handy hat oder auch in der Hardware Variante von Boss oder Tama, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Ich für meinen Teil finde das ein gutes Metronom zu einem Übungsschlagzeug dazu gehört und das man es in allen Lebenslagen regeln können muss. Daher gebe ich hier keine Kaufempfehlung sondern rate zum Fame DD One Professional XT, und das obwohl ich bei einem Millenium Gerät eine Provision bekommen würde wenn Ihr über einen Link von dieser Seite was kauft.
Millenium MPS 750X im Überblick
Millenium MPS 750X bei Thomann
Das Millenium MPS-750X E-Drum Mesh Set ist ein äußerst robustes, umfangreich ausgestattetes und komplett mit Mesh Heads bestücktes E-Drumset, das aufgrund seiner zahlreichen Modulfunktionen zum Experimentieren einlädt. Es stehen knapp 700 Sounds und nicht weniger als vier verschiedene Effektarten, darunter auch Distortion oder Kompressor, zur Bearbeitung zur Verfügung. 20 Drumkits sind als Presets ausgelegt, weitere 20 können vom User frei belegt werden. Zum Üben unterschiedlicher Styles gibt es 55 Play-Along-Songs, die alle denkbaren Genres wie Rock, Pop, Funk, Electro, Jazz, Latin und vieles mehr abdecken. Und als ob das nicht genug wäre, gibt es sogar eine Bluetooth-Schnittstelle.
Alternativen
Modern Drumming Basics
Dieser Vorstufen-Lehrgang bringt neben wichtigen Spieltechniken viele basismäßige Rhythmen und Fill Ins in allen modernen Stilistiken.
CD: Übungen und 5 Playalong-Songs mit einer Liveband. Im Anhang: großer Infoteil.
„Hier legt Diethard Stein den 5. Band seiner erfolgreichen und anerkannten Lehrbuchreihe vor. Darin richtet er sich an den Anfänger ohne jede Vorkenntnisse, um den Einstieg in die Welt der Drums einfach und spannend zu machen. Ein sinnvoller Start!“
SOUNDCHECK 8/2004