Das Millenium MPS-150X nimmt so ein kleines bisschen eine Sonderstellung ein. Es ist das wohl günstigste E Drum das bereits mit Mesh Heads daher kommt. Das ganze kostet gegenüber dem sonst baugleichen MPS-150 E Drum Set gerade mal 50 Euro und gegenüber dem Einsteigerminimum HD 120 gerade mal 80 Euro mehr. Lohnt sich der Mehrpreis?
Der Schein trügt hier ein bisschen. Was man dabei außer Acht lässt, ist die Tatsache daß das HD-120 bereit Kopfhörer Hocker und Sticks enthält. Also muss man für einen fairen Preisvergleich das Bundle Set hernehmen und das kostet dann schon knapp 140 Euro mehr als das sehr günstige HD-120. Es soll hier aber nicht um einen Vergleich gehen. Nur sollte man diesen Preisunterschied im Kopf haben wenn man das E Drum als Einsteiger Set in Betracht zieht.
Die Vor- und Nachteile von E Drums sind hinlänglich bekannt und im Budget Bereich darf man nicht das hochwertigste und beste erwarten. Ein gutes, richtig richtig gutes E Drum Komplett Set gibt es derzeit nur vom Branchenprimus Roland, der Patente auf Technologien hält die das Spielen auf E Drums schon extrem authentisch werden lassen. Der Unterschied zu einem akustischen Set verschwimmt zunehmend und Roland definiert das E Drum mittlerweile als eigenständiges und ernst zu nehmendes Musikinstrument.
Doch hier geht es um einige Preisklassen darunter, dem Anfang der Evolutionsstufe eines brauchbaren E Drum Sets für Einsteiger, Anfänger, Trainingsenthusiasten und Schlagzeuger die keine Möglichkeit haben auf einem akustischen Set zu üben. Gerade die letztere Kategorie ist finanziell meist besonders hart getroffen. Zum einen hat man schon ein akustisches Schlagzeug das vermutlich auch viel Geld gekostet hat und selbst verpackt schon einiges an Platz in einer Wohnung benötigt. Zum anderen kann man es aber nicht zum üben nutzen das Proberäume meist laufende Kosten mit sich bringen und ein Üben in den eigenen vier Wänden aus lautstärketechnischen Gründen nicht möglich ist.
Um sich einigermaßen fit zu halten sind solche Einsteiger E Drums wie das MPS-150X sehr begehrt, und durchaus eine Alternative. Die Firma Thomann hat dies erkannt und mit dem Millenium MPS-150X eine Variante des doch recht beliebten MPS-150 herausgebracht. Dieses setzt anstatt auf Gummipads auf echte Mesh Heads die ein authentischeres Spielgefühl ermöglichen. Bis auf die Pads sind die beiden Sets identisch.
Qualität und Ausstattung des Millenium MPS-150X
Das Set hat jetzt gefühlt die gleiche Hardware wie das HD-120 nur in Silber. Die Stangen sind auch hier aus Aluminium und die Plastikverbinder sind genauso gut bzw. schlecht wie beim günstigeren Set. Auch hier gilt, einmal aufbauen und am besten dort stehen lassen. Je öfter wir dieses Set auf und abbauen, desto eher geht was kaputt und die Anzahl der Versuche die Pads ausreichend fest anzuziehen hält sich stark in Grenzen. Es ist also in keinem Fall für irgendwelche Auftritte geeignet. Hier muss man wesentlich tiefer in die Tasche greifen.
Die Pads sind bis auf die Snare alle in 8″ ausgeführt, das Snare Pad ist 10″ groß. Alle Pads haben nur eine Zone, für die Toms ist das ausreichend aber bei der Snare sind dann halt Sidestick, Rimshots oder Crosstick Schläge nicht möglich. Die Beckenpads sind in 10″ ausgeführt und wer sich darunter jetzt nicht wirklich etwas vorstellen kann, der schaue einfach mal auf sein Splash Becken. Es ist schon arg klein.
Die Drum Pads sind aber trotz ihre Einfachheit sehr gut verarbeitet und senden die Midibefehle auch einwandfrei zum Soundmodul. Was dieses daraus macht ist ne ganz andere Frage. Als Bass Drum Pedal ist ein einfaches Standard Fußpedal und erfüllt seinen Zweck. Da wir ja ein Bass Drum Pad haben kann dies auch jederzeit durch ein anderes höherwertiges Fußpedal ausgetauscht werden. Eine Doppelfußmaschine ist hier eher grenzwertig. Das liegt generell eher weniger an dem kleinen Bass Drum Pad sondern vielmehr am Soundmodul, dafür ist das Set aber auch nicht gedacht.
Also der Gesamteindruck ist sehr durchwachsen, insgesamt erhält man für wirklich wenig Geld eine Menge brauchbarer Hardware, aber die Haltbarkeit der Klammern und die Größe der Pads trüben das Gesamtbild doch ein wenig, wie bei allen MPS-Sets, hier sollte Thomann dringend nachbessern. Selbst wenn man wenig erwartet ist man nicht so ganz zufrieden. Kurz gesagt. Ich würde es mir nicht kaufen sondern lieber noch etwas sparen und dann ein oder zwei Nummern höher einsteigen, das Sound Modul habe ich dabei noch gar nicht in der Wertung.
Das Soundmodul – Klang und Bedienung
Der Knackpunkt am MPS-150X . Man muss hier jetzt ein wenig nach oben und nach unten schauen. Wir lassen das MPS-150 dabei außer Acht und orientieren uns am 80 Euro günstigeren HD-120 und dem 90 Euro teureren MPS-450. Das Soundmodul macht auf den ersten Versuchen genau das was es soll, es klingt annehmbar, Classic und Rock Set klingen ordentlich und ausreichend zum üben von PlayAlongs und zum spielen aus der Schlagzeug Schule, es ist jetzt nicht das gelbe vom Ei, geht aber noch klar, gerade so. Aaaaaber, wenn man jetzt mal ein bisschen auf die Tube drückt und im Bereich Hardcore/Punk unterwegs ist, dann wird teils grausig.
Allein schon Learn to Fly von den Foo Fighters zwingt das Drum Modul in die Knie. Dieses Phänomen hatten wir beim günstigeren HD-120 nicht. Das Modul gibt dann nicht mehr alles Sounds aus. Ein Test über den Midi Out hat ergeben das die Signale aber durchaus im PC und somit ja auch im Soundmodul ankommen. Midi ist aber nunmal überhaupt keine Option da die Latenz zu hoch ist, 7ms werden teilweise gemessen. Teilweise deswegen weil es nicht immer so ist. Für uns ist das Soundmodul eines der unzuverlässigsten die wir jemals bespielen durften.
Es ist ja nun auch nicht im Sinne des Erfinders, ein E Drum mit Modul zu kaufen, um dieses dann in der Ecke verstauben zu lassen und stattdessen einen PC anzuschließen. Das Soundmodul des MPS-150X hat uns dann dazu bewogen den Test abzubrechen. Es macht keinen Spaß damit zu arbeiten, die Lautstärken sind unausgewogen. Zwar lassen die sich einstellen, aber nicht speichern. Man müsste die Prozedur bei jedem Set Wechsel erneut vornehmen. Also Set auswählen, Voice auswählen Lautstärke anpassen, das für alle drei Becken. Neeervig, geh mir weg damit.
Es macht keinen Spaß wenn nicht das rauskommt was man rein steckt, und es gibt keine wirkliche Zielgruppe für das MPS-150X . Die Bedienung ist zwar um längen besser als bei dem Modul vom HD-120 aber bringt ja nix, wenn es dann aussetzt sobald man mal etwas von Toto spielt.
Mesh Heads – Ansprechverhalten und Spielgefühl
Die Mesh Heads des MPS-150X sind durchweg brauchbar aber wie wir im Vergleich von MPS-850 und DD-One schon festgestellt hatten eventuell in der Lebensdauer sehr beschränkt. Felle sind aber eh Verschleißteile und sind auch auf akustischen Drums regelmäßig zu wechseln. Man spielt die Erstausstattung erstmal durch und sucht sich dann was passenderes zum wechseln. Das Spielgefühl ist aber erstaunlich gut, die Sticks bekommen einen schönen natürlichen Rebound, der durch das anziehen bzw. lockern der Stimmschrauben auch sehr fein eingestellt werden kann. Das alleinige Spiel auf dem Pad macht unheimlich viel Spaß.
Wirklich leise sind aber auch die Mesh Heads nicht, es nervt schon mit der Zeit wenn man im Nebenraum sitzt und sich konzentrieren muss. Das ist aber das Los das der Schlagzeuger gezogen hat, er gehört halt zu der penetrant nervenden Spezies der Musiker, diese Individuen haben nun mal die Angewohnheit Lärm zu verursachen. Lärm der später mal zu Musik wird, aber Üben ist meist nicht wirklich schön.
Millenium MPS-150X in Bildern
Technische Daten MPS-150X
Fazit
Mit einem zuverlässigeren Drum Modul hätte das MPS-150X durchaus seine Daseins Berechtigung. So ist es aber ein brauchbares E Drum Set das nur beschränkt zu empfehlen ist. Ich würde es mir nicht kaufen und in jedem Fall eher zum MPS-450 greifen. Die 100 Euro mehr sind absolut gerechtfertigt, allein schon weil es erweiterbar ist. Die Sounds sind um Längen besser und zahlreicher. Die Pads sind zum Teil größer und bieten mehr Funktionen. Das MPS-150X ist im Vergleich zum HD-120 und dem MPS-450 weder Fleisch noch Fisch. Es taugt gut für absolute Einsteiger, aber sobald es etwas komplexer zur Sache geht was bei mir im Unterricht spätestens nach einem Jahr der Fall ist, stößt es an seine Grenzen und der Spiel Spaß ist vorbei. Für Kinder ist im unteren Preisbereich das HD-120 eine solide Wahl für das Geld. Als Zweit-Set für den übewilligen Drummer ist das MPS-450 wesentlich besser geeignet.