Fame DD-One Professional XT vs. Millenium MPS-850

Eins vorweg, ich habe im Übungsraum zwei Fame DD-One Professional XT stehen für den Unterricht. In der Regel nutze ich diese bei Play Alongs oder wenn der Unterricht früh morgens oder spät Abends stattfinden muss. Ansonsten bin ich in der glücklichen Lage den lieben langen Tag soviel Lärm machen zu können wie ich möchte. Ich bin mit den E-Drums mehr als zufrieden. Die Sounds sind für mich völlig ausreichend und die Bedienung des Drum Moduls ist wirklich einfach und übersichtlich.

Ich werde trotzdem immer wieder nach dem Millenium MPS-850 gefragt, es ist aktuell halt 100 Euro günstiger und bietet einen ähnlichen Leistungs- bzw. Lieferumfang. Ich hab mich mal bei meinen Kollegen umgehört und tatsächlich jemanden gefunden der mir das Millenium MPS-850 mal für einen kurzen Test ausgeliehen hat. Und was soll ich sagen, die Teile sind absolut baugleich und unterscheiden sich nur im Layout des Soundmoduls und den Padgrößen voneinander.

Voraussetzung für ein E-Drum das ich empfehlen soll ist im übrigen eine echte Hi-Hat Maschine. Die Hi-Hat ist sowieso das größte Problem bei den E-Drums, und zwar bei allen, daher sollte wenigstens das Gefühl beim Treten ungefähr mit dem am richtigen Set übereinstimmen. Alles andere ist für mich nur für Rudiments zu gebrauchen. Ist halt so meine Einstellung. Ein E-Drum ohne richtige Hi-Hat Maschine kommt bei mir generell nicht in Frage da das Treten der Hi-Hat eine essentielle Funktion in meinem Unterricht einnimmt.

E-Drum oder Akustik Set?

Natürlich ein Akustik Set. Wenn Ihr aber aus Lautstärketechnischen Gründen ein E-Drum kaufen müsst dann solltet Ihr Euch vorher unbedingt Gedanken darüber machen was ihr damit machen wollt. Ein paar Überlegungen zum Kauf eines E-Drum Sets sollte man vorher echt schon anstellen. Im absoluten Budgetbereich ist die Auswahl mit echtem Hi-Hat Controller nicht so super groß. Die beiden Branchenriesen Music-Store und Thomann setzten auf die Geräte von Medeli, während Kirstein mit seiner Hausmarke XDrum ebenfalls auf Medeli setzt aber irgendwie andere Klammern nutzt.

Das XDrum Set konnte ich noch nicht wirklich ausgiebig testen, ich durfte die bei einem Schüler mal kurz anspielen und war mit der Bedienung des Moduls nicht sonderlich zufrieden. Das Spielgefühl war aber generell identisch zu den anderen Einsteiger Sets mit Mesh Heads.

Der Vergleich Fame DD-One Professional XT gegen Millenium MPS-850

Kommen wir aber erstmal zu den Soundqualitäten der beiden großen Versandhäuser die beide auf den Hersteller Medeli setzen.

Erster Eindruck

Während das Millenium MPS-850 mit den unterschiedlichen Größen in den Pads etwas homogener daher kommt, überzeugt mich dennoch die Schwarze Optik des Fame DD One Professional XT. Das meiste ähnelt allerdings wie ein Ei dem anderen. Kunststück, sind ja auch beides aktuelle Modelle der Firma Medeli.

Millenium MPS-850

Millenium MPS-850

Sounds: 550
Vordefinierte Drumkits: 30
User Drumkits: 20
Songs: 100
User Songs: 2
6 Fader
Anschlüsse: 2 Main Out, Kopfhörer, Stereo Eingang, 2 Trigger, USB Midi, USB Memory, Midi IN & Out

Preis: 598,- €

Fame DD-One Professional XT

Fame DD-One Professional XT

Sounds: 554
Vordefinierte Drumkits: 29
User Drumkits: 49
Songs: 100
User Songs: 10
6 Fader
Anschlüsse: 2 Main Out, Kopfhörer, Stereo Eingang, 2 Trigger, USB Midi, USB Memory, Midi IN & Out

Preis: 699,- €

Unser Tipp: Trotz des höheren Preises überwiegen die Vorteile der größeren Pads des Fame DD-One Professional XT

Soundqualität

Die Sounds sind für den Verwendungszweck mehr als ausreichend gut. Beide E-Drum Sets verfügen über knapp 30 vorinstallierte Drumkits und haben um die 550 Sounds. Hier bleiben fürs Üben kaum Wünsche offen. Beide können auch mit eigenen Sounds bestückt werden, wobei hier das Millenium MPS-850 meines Wissens nach mit USB Speicher arbeitet und das Fame DD-One Professional XT nur 15MB für eigene Samples frei hat.

Für Leute die eigene Samples aufspielen wollen sind andere E-Drums aber wesentlich interessanter und in anderen Preisregionen angesiedelt. Die Sounds am Fame DD-One Professional XT mag ich etwas lieber, wahrscheinlich weil ich die Sounds kenne und gewohnt bin. Generell nehmen die sich da aber beide nichts. Und wer etwas mehr möchte kann sich alles noch via Midi mit seinem Laptop verbinden. Sofern das Laptop denn einen freien USB Slot hat.

Die Pads

Hier hat das Fame DD-One Professional XT eindeutig die Nase vorn. Das Snare Pad ist 2″ und Bass Drum Pad sogar 4″ größer als beim Millenium MPS-850. Das ist schon fast ein Killerfeature. Die Tom Pads am Fame DD-One Professional XT sind alle 10″ groß, während das Millenium 2×8″ und 2×10″ bietet. Die unterschiedlichen Größen des MPS-850 ergeben zwar ein stimmigeres und angenehmeres Gesamtbild, aber die größeren Toms vom Fame E-Drum sind eindeutig besser zu spielen.

Beide Sets sind mit Meshheads ausgestattet und hier kann ich mich nur auf die Aussage meines Kollegen verlassen. Er hat die Meshheads beim MPS-850 bereits gewechselt und sie sehen jetzt schon wieder ziemlich durch aus. Meine DD-One’s haben immer noch die original Heads drauf und werden wesentlich öfter genutzt. Hier gebe ich mal einen Punkt an das Fame DD-One Professional XT.

Insgesamt gesehen ist die Ausstattung mit den Pads beim Fame DD-One besser, und zwar wesentlich. Das größere Bassdrum Pad erlaubt eine einfache und völlig problemlose Montage einer Double Bass Fussmaschine, während meine Eliminator nicht wirklich gut am MPS-850 funktionierte, mit dem linken Pedal waren Soundaussetzer an der Tagesordnung und das mach dann nicht so viel Spaß.

Die Becken Pads

Okay, beide Geräte haben Drei-Zonen Ride Becken und Zwei Zonen Crash Becken mit Abstoppfunktion. Beim Millenium MPS-850 hatte ich ein paar Soundaussetzer beim spielen, sowas ist mir beim DD-One bisher nie aufgefallen, aber ich habe gehört das es dort auch vorkommen kann. Über die Hi-Hats brauchen wir nicht groß reden, nix kommt an eine akustische Hi-Hat ran. Beide Maschinen lassen sich authentisch treten und das ist mir zum üben erstmal das wichtigste. Die Millenium Maschine fand ich etwas gefälliger und angenehmer als die Originale vom Fame DD-One Professional XT. Ich würde aber hier sowieso jedem empfehlen diese gegen ein höherwertiges Modell von Pearl oder Tama auszutauschen.

Das Rack und die Hardware

Hier sind beide Sets auf dem gleichen Level das Millenium ist schwarz und das Fame ist Silber. Hier wurde aber auch bei beiden Sets gespart. Die Racks sind gerade mal ausreichend stabil und solange man es nicht häufig auf und abbauen muss geht auch noch alles in Ordnung. Ansonsten ist es wirklich umständlich und fummelig die Teile aufzubauen und eher eine Aufgabe für jemanden der seine Schwiegermutter ins Grab gebracht hat. Also wenn Ihr einen Roadie sucht dann sollte das in seinem Bewerbungsschreiben stehen. Dann gehts. Einmal aufbauen hinstellen und am besten nie wieder umbauen. Die Becken Arme sind auch anscheinend aus dem gleichen Werk gefallen und bei beiden Geräten gleich gut bzw. gleich schlecht.

Das Soundmodul – Details die Entscheiden (Pluspunkte für das Fame DD-One Professional XT)

Auch hier liegen die beiden Geräte sehr nah bei einander. Beide lassen sich intuitiv und sehr einfach bedienen. Beide verfügen über 6 Fader für die Pads sowie Drehregler für die Gesamtlautstärke, Aux In und Kopfhörer Ausgang. Das Fame DD-One Professional XT bietet zusätzlich noch einen separaten Drehregler für den Click Track. Ein kleines Detail das mir die Arbeit im Unterricht aber enorm erleichtert. Während des Spielens mal schnell den Click lauterdrehen ohne irgendwo drauf rum zu drücken oder sich durch Menüs zu hangeln.

Beim MPS-850 muss ich dafür einen Fader opfern, was ich ungern mache da ich die Lautstärken im Unterricht doch recht häufig ändere. Die Bedienung ist bei beiden Geräten sehr ähnlich und wird hauptsächlich über ein Jog-Dial erledigt. Das geht auch wunderbar von der Hand. Das Display beim MPS-850 gefällt mir etwas besser es ist heller und auch bei direkter Sonneneinstrahlung besser abzulesen, was mir bei meinen Dachfenster leider häufiger passiert.

Anschlüsse

Die Anschlüsse sind bei beiden Modellen absolut identisch. Ein Blick von hinten bringt von links nach rechts folgende Anschlussmöglichkeiten zum Vorschein.

  1. Kopfhörer Ausgang (6,35mm Stereoklinke)
  2. USB Anschluss Typ B für die USB Midi Verbindung
  3. USB Typ A zum Anschließen von USB Sticks
  4. Midi Out (Din 5 pol)
  5. Midi In (Din 5 pol)
  6. Output Rechts (6,35mm Klinke)
  7. Output Links (6,35mm Klinke)
  8. Trigger In für ein zusätzliches Tom Pad (6,35mm Klinke)
  9. Trigger In für ein zusätzliches Becken Pad (6,35mm Klinke)
  10. Aux In (3,5mm Steroklinke)
  11. 9V Anschluss
  12. Multipin für den Pad Kabelbaum (auf der Unterseite des Moduls)

Das klingt im ersten Moment recht viel, da beide Geräte aber schon mit viertem Tom Pad und einem zusätzlichen Beckenpad ausgestattet sind, bleibt hier kein zusätzlicher Eingang mehr frei um zusätzliche Pads anzuschließen. Auch ein Bluetooth Empfänger ist nicht vorhanden. Das ist bei dem Preis sicher auch nicht zu erwarten, wäre aber ein nettes zusätzliches Feature gewesen. Der USB A Anschluss kann zum einen zusätzliche Samples in das Modul importieren, zum anderen kann man hier seine Bibliothek an Songs zum mitspielen anlegen. Sehr praktisch um eine Verkabelung mit einem zusätzlichen MP3 Player zu umgehen.

Von hinten kann man die beiden Geräte nur schwer unterscheiden. Generell sind beide Module identisch aufgebaut, das Fame Modul bietet allerdings die Möglichkeit den Click über einen separaten Drehregler zu bedienen.

Fazit

Beide E-Drums werden von der Firma Medeli hergestellt und haben dementsprechend die gleiche Qualität. Der Unterschied liegt lediglich in leichten Nuancen der Sounds, etwas größeren Pads beim Model von Fame und dem etwas anders aufgebauten Soundmodul. Klammern, Hardware, ja sogar die Hi-Hat Maschine sind nahezu identisch. Ob der Aufpreis von 100 Euro für das Fame DD-One Professional XT gerechtfertigt ist muss jeder für sich selbst entscheiden.

Persönliche würde ich die 100 Euro mehr immer wieder ausgeben. Zwar steht das Millenium MPS-850 dem Fame DD-One Professional XT in Sachen Verarbeitung, Qualität, Sounds und Spielbarkeit in nichts nach, aber…. die größeren Pads der separate Click Regler beim Fame DD-One Professional XT und wirklich sehr gute Meshheads (die das Millenium aber auch hat) machen das DD-One für mich zum optimalen Übungspartner. Auch die schwarze Optik gefällt mir persönlich viel besser und macht etwas mehr her. Es steht auch den Einsteigergeräten von Roland oder Alesis in nichts nach. Die Hi-Hat Machine habe ich gegen eine Pearl Eliminator ausgetauscht damit das Doppelpedal auch gut daneben passt. Aber für den Anfänger reicht die mitgelieferte Hi-Hat Maschine allemal aus.

Leider sind beide Geräte mit den Triggereingängen bereits voll ausgelastet. Es lassen sich keine zusätzlichen Pads mehr anschließen. Tut aber auch nicht unbedingt Not, wenn man den Preis von 700,- bzw. 600 Euro mit einbezieht. Man bekommt hier ein ordentliches Übungsgerät für das jeder irgendwo in seiner Wohnung einen Platz findet. Kein warten auf freie Übungsraumplätze, gleichzeitiges Unterrichten von mehreren Schülern zur gleichen Zeit, Üben zu jeder Tages- und Nachtzeit. Alles Vorteile dieser wirklich schon erstaunlichen E-Drums. Aber ein akustisches Drumset werden Sie wohl nie ersetzen. Die Möglichkeiten die eine Snare oder eine Hi-Hat bietet, davon können die Pads noch nicht einmal träumen. Für Tom Sounds kann man aber schon mal nachdenklich werden.

Andere Alternativen

Ein Schüler hat ein XDrum DD-650 geschenkt bekommen. Gar nicht so schlecht dachte ich Anfangs, aber die Hi-Hat Maschine rappelte in einer Tour und war immer extrem laut auch nach verschiedenen Modifikationen war sie nicht dazu zu bewegen leise Ihren Dienst zu verrichten. Desweiteren sind die Rackklammern schnell mal zu fest angezogen und dann macht es Knack. Liegt daran das die Teile erst bei einem bestimmten Drehmoment richtig halten. Erreicht man den nicht dann kippen die Toms beim Spielen allmählich nach unten, dreht man zu fest dann ist die Klammer kaputt, was relativ komisch ist da XDrum ja eigentlich auch nur ein Medeli Fabrikat ist. Für einen Preis bei dem die beiden obigen Sets nicht ankommen, könnte man hier mehr verlangen und dafür lieber auf ein paar der Sounds verzichten.

Ein anderes Set mit Mesh Heads das mir mal untergekommen ist, war das Donner DED-200. Ojemine, hier klingen die Sounds ja im Video schon grausam, im Original ist es noch schlimmer. Es ist nicht möglich hier irgendeinen Sound hinzubekommen der nicht eindeutig und glasklar nach Elektronik klingt. Sowas macht kein Spaß, und kann unserem Favoriten dem Fame DD-One Professional XT nicht das Wasser reichen.

Anhang

Überlegungen zum Kauf eines E-Drum Sets

Bevor man sich auf das Abenteuer E-Drum einlässt sollte man sich darüber im Klaren sein was man damit machen will. Wollt Ihr das Set auf der Bühne verwenden oder spielt Ihr damit gar mehrere Gigs im Monat? Dann sind Einsteiger Sets wie das Fame DD-One Professional XT oder Millenium MPS-850 definitiv nix für Euch. Wollt Ihr einfach nur Eure Rudiments mit ansprechenden Sounds im Büro in der Mittagspause oder im Wohnzimmer beim langweiligen Fernsehprogramm üben, dann gibt es auch preisgünstigere Alternativen. Wollt Ihr das echte Schlagzeugfeeling, dann braucht Ihr einen Proberaum und ein akustisches Schlagzeug.

Das E-Drum für Spaß und kleine Spielereien zwischendurch

Wenn ihr einfach nur Eure Beats in Cubase reinhauen wollt dann werdet Ihr mit einem Gewa G9 Pro wohl die sprichwörtlichen Spatzen mit Kanonen abschießen. Hier reichen Minimalkonfigurationen wie das Millenium HD-50 für 159 Euro oder mit Mesh Heads das Fame DD-Lite V2 für 229 Euro. Hier spielen Soundmodul und Pads eher eine untergeordnete Rolle, man will schließlich nur den Beat in Midi Informationen wandeln und die Sounds kommen dann später aus dem entsprechenden Plugin. Das Fame Set bietet hier für unter 250 Euro das günstigste Set mit Mesh Heads.

Die Soundmodule sind absolutes Minimum was benötigt wird, reichen für Elektronische Spielereien aber vollkommen aus. Wer möchte kann hier auch gerne ein anderes Soundmodul anschließen. Solche Sets eignen sich auch gut um ein vorhandenes E-Drum zu erweitern. Einfach die Pads am vorhandenen Rack unterbringen und den Mainout in den Aux-In anschließen. Oder halt gleich alles über ein Mischpult laufen lassen.

Das E-Drum für Rudiments und andere Trainingsroutinen

Hier eignen sich vor allem die etwas günstigeren kleinen Brüder der oben beschriebenen Kandidaten. Das Fame DD-Lite Pro oder das Millenium MPS-150X von Thomann sind hier eine gute Wahl. Auch Alesis bietet hier in diesem Preisbereich schon ordentliche Sets mit Mesh Heads. Alesis Turbo Mesch oder das Nitro Mesh sind für diesen Zweck mehr als ausreichend und bieten neben Spielspaß auch ein realistisches Spielgefühl.

Das E-Drum als Übungsalternative zum Akustikset

Hier kommt für mich wie gesagt nur ein Set mit echter Hi-Hat Maschine in Frage. Wem das nicht so wichtig ist der sollte sich auch mal das Alesis Crimson II ansehen. Ein wirklich tolles Set mit unglaublich guten Sounds. Bei Yamaha fängt es hier erst bei ca. 1400 Euro, das DTX6K2-X bietet dann auch ein hervorragendes Soundmodul aber leider nur ein Meshpad für die Snare. Damit auch Toms mit Mesh Heads bestückt sind muss man dann schon 1600 Euro für das DTXK3-X berappen. Richtig viel E-Drum Spaß kommt mit dem Roland TD-17KVX auf, dieses gibt es in einem netten Bundle mit Millenium Hardware bei Thomann schon für 2100 Euro.

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